30.08.2022

Revision einer COLDmatic AKP 4-5 bei LISI AUTOMOTIVE in Dasle, Frankreich

Hatebur hatte die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Monsieur Dominique Garbe, Werksleiter bei LISI AUTOMOTIVE in Dasle/Frankreich.

Da dieses Unternehmen ein langjähriger Kunde von Hatebur ist, war es besonders interessant, mehr über die Revision einer Hatebur COLDmatic AKP 4-5 und die allgemeine Sicht auf zukünftige Trends zu erfahren. Monsieur Garbe, der seit zehn Jahren für LISI in Delle arbeitet, übernahm das Werk bei Dasle im Jahr 2011. Er wurde Mitglied im Projektteam für die Revision der COLDmatic.

240 Jahre Industriegeschichte

Obwohl die LISI GROUP erst 2002 gegründet wurde, gehen die Ursprünge des Unternehmens zurück bis in das Jahr 1777, als ein gewisser Monsieur Frédéric Japy eine Uhrwerkfabrik in Beaucourt gründete. LISI entstand im achtzehnten Jahrhundert aus der Fusion mehrerer Familienunternehmen in Montbéliard und Belfort. Der Standort in Dasle wurde 1922 von der Familie Beley errichtet und 1998 in die LISI GROUP integriert. Die Betriebsanlagen erstrecken sich über eine Fläche von 14.000 m2. Mehr als 100 Personen arbeiten im Werk Dasle, das 2002 ein Budget von 37 Millionen Euro hatte.

Das Werk befindet sich im Norden des Departments Franche-Comté, dort begann die Industrialisierung bereits sehr früh in einer Anzahl verschiedener Bereiche, aber mit einem gemeinsamen technischen Thema: Eisenbearbeitung. Die technische Kompetenz, die sich dabei entwickelte, verbreitete sich anschliessend in weiteren Branchen der Region, wie der Uhrmacherei. Während dieser Zeit war es das Unternehmen Japy-Frères, das in Frankreich erstmals Schrauben für Fahrräder und Fahrzeuge im industriellen Massstab produzierte.

Die LISI GROUP spiegelt diesen Werdegang wider: Das ursprüngliche Geschäft – die Herstellung von Metalldrähten und Schrauben – wurde allmählich transformiert, passend zu den Anforderungen einer industrialisierten Welt, die sich in den vergangenen zwei Jahrhunderten stark verändert hatte. Aktuell produziert die LISI GROUP hochwertige Befestigungsteile (Schrauben und Klammern) für die Sektoren Automobil, Luft-, Raumfahrt und Medizintechnik. Die hohe Quote der in Familienbesitz befindlichen Geschäftsanteile ermöglicht die Verfolgung einer langfristigen Strategie. Damit setzt die LISI GROUP ihr Wachstum in Frankreich und weltweit fort und bietet ihren Kunden optimalen Service und absolute Kundenorientierung. 

Die LISI GROUP

Die LISI GROUP erzielte 2020 einen Jahresumsatz von 1,23 Milliarden Euro, der von mehr als 9.600 Mitarbeitern erwirtschaftet wurde. Das Unternehmen produziert in 44 Werken in 13 Ländern und beliefert mit seinen Produkten vier Kontinente. Von den 27 Produktionsstandorten in Europa liegen 20 in Frankreich. Gegenwärtig nutzt die LISI GROUP eine Hatebur COLDmatic AK 4-6 und sieben COLDmatic AKP 4-5. Die erste Maschine von Hatebur wurde 1986 in Melisey in Betrieb genommen. Zu den wichtigsten Kunden der Gruppe zählen grosse OEMs und Zulieferer in der Automobilindustrie, wie Volkswagen, BMW, Renault-Nissan, ZF und Stellantis.

Der Standort in Dasle ist spezialisiert auf die Herstellung von Befestigungsschrauben und Hohlteilen wie technische Muttern, Schweissmuttern, Entleerungsschrauben und Distanzstücke. Hinzu kommen Sonderbauteile für Sitzverstellmechanismen, Insassensicherungssysteme und Motoren. Produziert werden diese hochpräzisen Teile, indem die Kaltumformtechnologie mit dem Gewinderollen und Zerspanen kombiniert wird.

Was die Produktstrategie anbelangt, setzt LISI AUTOMOTIVE auf einen signifikanten Anteil von Multimateriallösungen und neue Werkstoffe (Reduzierung des Fahrzeuggewichts), um die Anforderungen der Kunden für komplexere Teile zu erfüllen.

Langjährige Kooperation mit Hatebur

Die Hatebur COLDmatic, die jetzt überholt wird, produziert Teile seit 1987. Normalerweise laufen die Maschinen in zwei Schichten pro Tag (fünf Tage die Woche), und beide AKPs werden gleichzeitig von nur einer Person bedient. Die Losgrössen können von 40.000 bis zu 350.000 Teilen variieren. Auf Maschinen von Hatebur produzierte Teile entfallen etwa 13 Prozent des gesamten Monatsvolumens.

Die am meisten geschätzten Vorteile der Maschinen aus der Schweiz sind die einfache Umrüstung und die Fähigkeit, sehr kurze Teile zu transportieren. Dem Maschinenpersonal gefällt auch die mechanische Zuverlässigkeit, die einfache Handhabung und die Bedienoberfläche.

Revision einer COLDmatic AKP 4-5

Zwei Monteure von Hatebur (für die mechanischen Arbeiten) und ein Monteur von Hatebur Lumag Service (für die Schabarbeiten) wurden vom 8. November bis zum 8. Dezember 2021 nach Dasle entsendet. Das Ziel dieser Revision war der Austausch des kompletten Satzes Delimon-Schmierverteiler. Um diese Aufgabe zu erledigen, mussten zahlreiche Unterbaugruppen der Maschine demontiert werden, einschliesslich des Pressschlitten. Das war die perfekte Gelegenheit zum Prüfen des Spiels des Pressschlittens, das sich bei der vorherigen Inspektion der Maschine als zu klein erwiesen hatte. Es stellte sich auch heraus, dass nach so vielen Jahren der Pleuelzapfen und Büchsen instandgesetzt werden mussten. Die gesamte Baugruppe (Pressschlitten und Pleuel) wurde zur Inspektion und Reparatur in die Schweiz geschickt und nach wenigen Tagen nach Dasle retourniert.

Alle Schmierleitungen wurden geprüft und mit neuem Öl gespült. Sobald alles wieder montiert war, startete der Bediener der Maschine einen zweistündigen Pressversuch, der erfolgreich war. Als alles problemlos lief, führte die Abschlussbesprechung zur Freigabe durch LISI AUTOMOTIVE.

Bei solchen tiefgreifenden Arbeiten zeigt sich oft der Bedarf für unerwartete Reparaturen oder für den Austausch von Teilen, deren Zustand vor der Zerlegung nicht beurteilt werden konnte.
Gute Kommunikation zwischen den Teams ist in diesen Fällen ausschlaggebend. Hatebur und LISI fanden gemeinsam den besten Weg, die Arbeit termingerecht zu erledigen. Vielen Dank an das Wartungsteam bei LISI unter der Leitung von Monsieur Oudart sowie an das vor Ort tätige Team von Hatebur und HLS für ihren grossartigen gemeinsamen Einsatz, mit dem sie diese anspruchsvolle und präzise Arbeit bewerkstelligten. 

Erfahrungen während COVID-19

Die Jahre 2020 und 2021 waren für alle sehr schwierig. Während dieser Zeit stand LISI vor der Herausforderung, die Produktion ständig der Nachfrage anzupassen. LISI hat sich daraufhin auf Flexibilität, Agilität und Kundenorientierung fokussiert. Wie in vielen anderen Unternehmen auch, haben Mitarbeiter in Unterstützungsfunktionen von zu Hause aus gearbeitet. Darüber hinaus realisierte die Geschäftsleitung, dass die Erwartungen und Wünsche der Mitarbeiter nicht mehr die gleichen sind wie früher und dass sich das Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben grundlegend gewandelt hat.

Die französische Unternehmensgruppe erwartete eigentlich eine massive Rückkehr von Produktionsbereichen, die zuvor nach Asien ausgelagert worden waren. Doch abgesehen von wenigen Ausnahmen gab es kaum Verlagerungen zurück nach Europa. Der Wettbewerb ist härter geworden und bleibt sehr stark. Gefordert werden Preisnachlässe, die alle bisher gesehenen Beispiele in den Schatten stellen.

Weltweit litten Unternehmen unter Lieferengpässen, was viele Verzögerungen nach sich zog. Auch gab es Preiserhöhungen bei Grundmaterialien, das gleiche gilt für Energie und Transport. Bestehende Spannungen in der Lieferkette verschärfen sich jetzt mit dem Krieg in der Ukraine. Die Perspektive ist sehr kurzfristig, stark schwankend und instabil.

Blick in die Zukunft

Bei wichtigen Trends wie E-Mobilität und anderen neuen Entwicklungen sieht LISI eine wachsende Nachfrage für zunehmend komplexe und spezifische Montagelösungen sowie einen Trend zur Entwicklung vollelektrischer/hybrider Fahrzeuge. LISI bietet bereits angepasste Lösungen. Der Auftragseingang in diesen Bereichen ist sehr bedeutend und demonstriert die Robustheit der Produktstrategie. Die neuen Produkte bleiben von der Geometrie gleich, bestehen aber aus anderen Werkstoffen, wie z.B. Aluminium. Einige Entwicklungen sind dabei sehr speziell, wie z.B. Schrauben zur Befestigung von Batterieabdeckungen.

LISI legt den Fokus auf die Digitalisierung, das zeigt sich bereits in einer Reihe von Pilotanla gen. Bestes Beispiel ist das Werk Melisey, dem kürzlich die Auszeichnung «Fabrik der Zukunft» verliehen wurde. Die Umsetzung von Industrie 4.0 im Werk Dasle wird somit zu einem Ziel für 2024. 

Herausforderungen über die nächsten Jahre

LISI steht vor mehreren Herausforderungen. Die Wichtigste wird das Personalmanagement sein. Der Schlüssel dabei ist die Zusammenstellung von Teams für Arbeiten, die längere Schulungen über mehrere Monate benötigen. Zu den weiteren wichtigen Punkten zählt die Fähigkeiten, auf Kundenanforderungen und auf die Digitalisierung angemessen zu reagieren. Zudem muss die Flexibilität und Verfügbarkeit der Produktionsmittel sichergestellt werden.

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